„Pastorale – eine Landpartie“

 

 

Ludwig van Beethoven    Sinfonie Nr. 6 „Pastorale“, bearbeitet für Streich-

                                             sextett von Michael Gotthardt Fischer (1773-1829)

Johannes Brahms             Streichsextett G-Dur op. 36


Johannes Brahms schrieb sein Streichsextett in G-Dur in der idyllischen Umgebung des Baden-Badener Stadtteils Lichtental. So finden sich in diesem Werk zahlreiche entspannte und, gerade im letzten Satz, ländlich-pastorale Stimmungen. Beethoven schuf mit seiner Pastoral-Sinfonie, die in einer Bearbeitung seines Zeitgenossen M. G. Fischer für Streichsextett erklingt, ganz ausdrücklich eine musikalische Darstellung ländlicher Empfindungen.

 

NOMOS-QUARTETT

&

Charlotte Walterspiel – Viola

Klaus Kämper oder Wen-Sinn Yang – Violoncello

 

Münchner Merkur - 16.10.2012

Tutzinger Brahmstage

Gelungener Auftakt mit dem Nomos-Quartett

Tutzing. Der graue und nasskalte Herbst verkehrt sich in eine Zeit der Hochstimmung, wenn die fetslichen Klänge der "Tutzinger Brahmstage" zum Ausgehen verlocken. Den Auftakt machte am Sonntagabend das in Sechserformation aufspielende Nomos-Quartett.

Geige, Bratsche und Cello jeweils in Doppelbesetzung: Ein satter Streicherton war damit gesichert. Sogleich aber fügten die Instrumentalisten eine weitere Tugend hinzu, näm lich die Durchsichtigkeit des Klangs. Trotz dichter Tiefen blieb das Leuchten der Geigen ungeschmälert.

Die herausragende Interpretation wurde gleich bei Beethovens sechster Sinfonie hörbar. Im ersten Satz flossen das liebevolle Thema der Geigen, die zart angedeutete Tanzmelodie und das lausbubenhafte Losstürmen aller Streicher zusammen zu einer Kamerafahrt durch ein idyllisches Auenland mit fröhlich-schelmischen Bewohnern.

Zurecht trägt die Sinfonie den Beinahmen "Pastorale", und ebensoo gültigerschien, dass Michael Gotthard Fischer das Werk 1810 als Kammermusik auf ein Streichsextett umgeschrieben hatte. Schummrig, geradezu schattenkühl klangen die Celli (Sabine Pfeiffer, Wen-Sinn Yang) in der "Szene am Bach" herüber. Überschwänglich stoben die Geigen(Martin Dehning, Birte Päplow) in Feierlaune bis das Tremolo der Bratschen (Friederike Koch, Charlotte Walterspiel) den peitschenden Gewitterregen umsetzte. Den Verdacht, man habe es mit einer Kinderei zu tun, brach der großartige Stimmungsbogen des Finalsatzes. Lang ausgeführte Harmonien und leuchtende sangliche Motive fühten in ein Idyll, das für Beethoven einen großen Einfall rund machte und eine große Spielleistung krönte.

Brahms' Streich-Sextett G-Gur op. 36 schloss sich an. Warmes Glänzen, dazu das Funkeln der einzelnen Themen: Perfekt koordiniert und scheinbarmühelos ließen die Musiker die Motive bald kontrastiern, bald harmonieren. Wütende Wirbel, süffige Vibrati, dann Zigeunerklänge, Jagdhorn- und Spieluhr-Assoziationen: All dies fügte sich in einen Verbund voll nuancierter und beziehungsreicher Wechsel zwischen dramatischen und freundlichen Passagen. Brahms stand hier in seiner ganzen Komplexität auf der Bühne. Lang anhaltender Beifall folgte.